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Aktuell

Artikel über Toni Ebel in Texte zur Kunst

Wir freuen uns, dass im aktuellen Heft der Texte zur Kunst ein ausführlicher Artikel über unsere Ausstellung zu Toni Ebel im Sonntags-Club zu finden ist! Unter Verweis auf das lange Verschweigen der „queeren“ Opfer im Akt des öffentlichen Gedenkens merkt die Autor*in lobend an, dass die Ausstellung „ein widerständiger Akt gegen [die] Verunsichtbarmachung ist.“ Ebel werde durch unsere Ausstellung als Lebensgefährtin Charlotte Charlaques, einer amerikanisch-jüdischen Transfrau im Umfeld des Berliner Instituts für Sexualwissenschaft sichtbar gemacht. Wir finden, das trifft es ziemlich gut. Danke, Mine Pleasure Bouvar!
 
Bouvar, Mine Pleasure: Generation Hirschfeld. Mine Pleasure Bouvar über Toni Ebel im Sonntags-Club e.V., Berlin, in: Texte zur Kunst (2023), Heft 129, S. 208-213.

Auf der Suche nach einer Quelle

Auch wenn unsere Ausstellung zu Toni Ebel nun gut verpackt auf dem Weg nach Solingen ist, gehen unsere Recherchen weiter. Kürzlich sind wir im Zentralarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin auf einen Zeitschriftenausschnitt aufmerksam geworden, der zwei Fotos von bislang unbekannten Werken Toni Ebels zeigt. Auf dem einen Foto sieht man sogar, wie Toni Ebel ihr eigenes Gemälde betrachtet. Da es in der Bildunterschrift heißt, sie sei 68 Jahre alt, muss der Ausschnitt aus den Jahren 1949 oder 1950 stammen. Hat jemand eine Idee, in welcher Zeitschrift und aus welchem Anlass die zwei Fotos erschienen sein könnten? Über Hinweise an kontakt//toni-ebel//de sind wir sehr dankbar.

Wie die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft zu zwei echten „Ebeln“ kam

Unsere Ausstellung zu Toni Ebel im Sonntags-Club ist mittlerweile Geschichte, aber zum Glück eine, die weitergeht. Drei Tage, nachdem die beiden Kuratoren Esra Paul Afken und Raimund Wolfert die Ausstellung abgebaut hatten, erreichte uns die aufregende Nachricht einer Person, die im Besitz eines Originalgemäldes von Toni Ebel war. Besser gesagt, im Besitz von zwei Gemälden, denn das Bild auf Holz ist beidseitig bemalt. Die Person hatte es vor sechs Jahren im Dorf Lindenberg, zwischen Buch und Ahrensfelde gelegen, am Straßenrand gefunden, nicht weit von dem Ort entfernt, an dem Toni Ebel vor 62 Jahren starb. Zusammen mit ein paar anderen ausrangierten Sachen stand es neben einem Altkleidercontainer.

Weil es signiert war, weckte das Bild Interesse, landete dann aber erst einmal im Keller, bis unsere Ausstellung im Sonntags-Club den Namen Toni Ebels wieder lebhaft in Erinnerung rief. Ein hektischer E-Mail-Wechsel folgte, und drei Tage später fand die Übergabe statt: am 60. Todestag von Charlotte Charlaque, Toni Ebels Lebenspartnerin, auf einem Schiff unweit der Berliner Friedrichstraße. So richtig nebelig war es zwar nicht, dafür lag Schnee, als das Schiff fast lautlos durchs Wasser glitt und die Anlegestelle erreichte. Ein bärtiger Kapitän stand oben am Ruder, während ein Lotse die Trosse um die Kaipoller wand. Edlich trat unsere Kontaktperson an Deck, das Losungswort „Toni Ebel“ fiel. Jetzt drehte es sich nur noch um Minuten, bis wir das Bild in Händen halten konnten. So ein Drehbuch für einen Thriller um verschollen geglaubte Kunst, Schätze aus der Vergangenheit und das Sichtbarmachen von LGBTIQA+*-Geschichte hätte sich ein/e Autor*in kaum besser ausdenken können!

Jetzt ist die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft im Besitz von zwei echten „Ebeln“. Die signierte Seite des Bildes ziert unzweifelhaft ein Selbstbildnis, doch was zeigt die Rückseite, die vermutlich ein Ausschnitt einer früheren, größeren Arbeit ist? Ein Mann mit gesenktem Blick – vertieft in die Arbeit? Ein Angeklagter in einem Gerichtssaal? Der Krimi geht weiter …

Das Zentrum für verfolgte Künste in Solingen, Foto: Pressestelle

Wiederentdeckt: Die Malerin und trans* Frau Toni Ebel

Toni Ebel gilt als eine der Vorreiter*innen in der Repräsentation von trans* Identitäten in der Kunst des Zwanzigsten Jahrhunderts. Sie ging mutig und selbstbestimmt ihren Weg: Um 1930 unterzog sie sich in Berlin geschlechtsangleichenden Operationen und konvertierte noch um 1933 zum Judentum, dem Glauben ihrer Lebensgefährtin Charlotte Charlaque. Toni Ebel überlebte die Naziherrschaft im tschechoslowakischen Exil und fand ab 1949 mit ihrer Kunst Anerkennung in der frühen DDR.

Das Zentrum für verfolgte Künste in Solingen widmet sich im März 2023 der Malerin Toni Ebel. Eine Auftaktveranstaltung findet in Zusammenarbeit mit der SPD Solingen am 12. März 2023 von 15:00 bis 17:00 Uhr statt. Genauere Angaben zu der Veranstaltung werden nachgereicht.

Veranstaltungsort: Zentrum für verfolgte Künste, Wuppertaler Straße 160, 42653 Solingen

https://verfolgte-kuenste.com/
https://www.spd-solingen.de/termin/wiederentdeckt-die-malerin-und-trans-frau-toni-ebel/

Beitrag über die Ausstellung im Kulturmagazin „Kompressor“

Am 9. November 2022 unterhielten sich Raimund Wolfert und Esra Paul Afken mit Gesa Ufer über Toni Ebel und die ihr gewidmete Ausstellung im Sonntags-Club. Heute schon wurde der Beitrag dazu im Kulturmagazin „Kompressor“ des Deutschlandfunks gesendet. Nachzuhören ist er in der Mediathek. Vielen Dank für das schöne Gespräch und den tollen Beitrag!

https://www.deutschlandfunkkultur.de/kompressor-die-ganze-sendung-dlf-kultur-45ffb5ee-100.html

Toni Ebel und ihre Freundin Charlotte Charlaque, 1933.

Toni Ebel und ihre Freundin Charlotte Charlaque, 1933.

12. November 2022, 16:00 Uhr
Gespräch mit den Kuratoren zur Ausstellung Toni Ebel (1881–1961), Malerin – eine Spurensuche

Im Rahmen der aktuellen Ausstellung im Sonntags-Club stellen sich die beiden Kuratoren Esra Paul Afken und Raimund Wolfert möglichen Fragen zum Leben der Berliner Malerin Toni Ebel (1881–1961) sowie der ihr gewidmeten Ausstellung. Alle sind willkommen, sich bei Kaffee und Kuchen an der Gesprächsrunde zu beteiligen. Die Veranstaltung findet auf Deutsch statt, bei Bedarf wird es eine Flüsterübersetzung geben.
Der Eintritt ist frei.

Ort: Sonntags-Club e.V., Greifenhagener Str. 28, 10437 Berlin,
https://sonntags-club.de